Der Blick auf die Kunst des Mittelalters ist durch Vorurteile verstellt. Sie gilt als emotionslos, körperfeindlich, naturfern und ausschließlich religiös. Immer wieder heißt es:
Dabei offenbart ein frischer Blick auf romanische und gotische Bildkunst vielfältige Affinitäten zu Stilen der Moderne, etwa zu Formen der Abstraktion, zum Surrealismus oder zur Überwindung der Zentralperspektive bei Cézanne, van Gogh und Picasso. Die vermeintlich falsch vorgestellten Darstellungen von Raum und Körper, die denen der Renaissance gewöhnlich abwertend gegenübergestellt werden, erweisen sich so als heimliche Vorboten der Avantgarde, wenn auch unter anderen weltanschaulichen Vorzeichen.
In diesem Sinne soll hier ein neuer und ungewöhnlicher Blick auf Tafelmalerei und Skulptur vom 10. bis zum 15. Jahrhundert riskiert und im anschließenden Workshop durch exemplarische Werkbetrachtung dingfest gemacht werden. Dabei zeigt die mittelalterliche Kunst nicht nur ihren formalen und gestalterischen Eigensinn, sondern auch ihre nicht selten verspielten und unfrommen Inhalte, ihre Schönheit und psychologische Eindringlichkeit.
Johannes Vincent Knecht, M.A.
studierte Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften in Berlin und Edinburgh. Tätigkeiten u. a. als Mentor am Kunsthistorischen Institut der FU Berlin. Mitbegründer des Berliner Arbeitskreises Kunstgeschichte des Mittelalters.
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30159 Hannover
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