Goethes Wahlverwandtschaften

Seminar

Was ursprünglich als Novelleneinlage in Wilhelm Meisters Wanderjahre geplant war, wuchs bald zu einem eigenständigen Roman aus; so verdanken Goethes Wahlverwandtschaften ihren Titel einer zeitgenössischen naturwissenschaftlichen Abhandlung über die Tendenz bestimmter chemischer Elemente, sich bei der Annäherung anderer Stoffe aus alten Verbindungen zu lösen und sich mit den neuen gleichsam „wahlverwandtschaftlich“ zu vereinigen. Goethe übertrug diese Beobachtung auf das Kräftespiel von Anziehung und Abstoßung in den menschlichen Geschlechterbeziehungen. Er schuf so einen seit seinem Erscheinen 1809 bis heute heftig diskutierten Roman über die Ehe als einen letztlich scheiternden bürgerlichen Gesittungs- und Ordnungs­versuchs gegen die Kräfte elementarer Leidenschaften.

Ob der schon von den Zeitgenossen erhobene Vorwurf der Immoralität gerechtfertigt ist und inwieweit die Ehe-Thematik in eine übergreifende zeitgeschichtliche Diagnose der deutschen Gesellschaft während der Napoleonischen Kriege eingebunden ist, soll in der Veranstaltung diskutiert werden. Sie ist nicht als Vor­lesung, sondern als Seminar konzipiert; die vollständige Lektüre des Romans wird deshalb vorausgesetzt.

Zugrundegelegt wird die Taschenbuchausgabe (dtv 12403).

Prof. Dr. Martin Rector

studierte Klassische Philologie, Germanistik und Politologie in Tübingen, Hamburg und Berlin und lehrte von 1975 bis 2009 an der Leibniz Universität Hannover. Er ist langjähriger Koordinator der Autoren-Lesereise LiteraTour Nord und Sprecher der Jury des Hölty-Preises für Literatur der Landeshauptstadt Hannover.

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