Konfuzius, der große Denker des chinesischen Altertums (551-479 v.u.Z.), soll einmal den „alten Meister“ Laozi aufgesucht haben, um diesen nach den Tugenden Mitmenschlichkeit („ren“) und Rechtlichkeit („yi“) zu fragen. Laozi, auf dessen Lehre der sogenannte Daoismus (die Lehre über das Dao, wörtlich: den Weg) zurückgeht, soll Konfuzius geantwortet haben:
„Trennt man die Spreu vom Korn, fliegt etwas ins Auge, so dass einer die Orientierung verliert; Stechen einem Mücken […] in die Haut, wird dieser eine ganze Nacht lang kein Auge zumachen können. Die Rede von Mitmenschlichkeit und Rechtlichkeit schadet des Menschen Geist wie Gift, dass dieser in Aufregung gerät und nicht mehr klar denken kann.“
Liegt des Menschen Weg jenseits der Tugenden? Wie sind die Tugenden dann entstanden? Sind sie eher Indikatoren einer Tugendlosigkeit?
Neben der für Pflicht und Moral plädierenden Schule des Konfuzius und dem aus Indien stammenden Buddhismus ist der Daoismus eine der drei einflussreichsten geistigen Strömungen Chinas. Im deutschsprachigen Raum haben sich unter anderem Martin Buber, Bertolt Brecht, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse und nicht zuletzt Martin Heidegger mit dieser fernöstlichen Weisheitslehre kreativ auseinandergesetzt.
Der Lektürekurs bietet eine Einführung in die Grundpositionen dieser Schule, eine Textauswahl in deutscher Übersetzung wird zur Verfügung gestellt.
Prof. Dr. Wenchao Li
studierte Germanistik, Philosophie, Linguistik und Politik in Xi’an, Peking, Heidelberg und Berlin. Seit 2010 Inhaber der neugegründeten Leibniz-Stiftungsprofessur. Außerdem leitet er an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Edition der Politischen Schriften des globalen Denkers.
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