Die Erzählungen und Romane Franz Kafkas (1883-1924) zählen zu dem klassischen Bestand der modernen Weltliteratur. Das Unbewusste – bei Dostojewski das Territorium mitreißender Untersuchungen aus dem Untergrund – ist in ihnen der individuelle Schattenbereich einer verborgenen Schuld. Kafka, moderner Nachfahre der Gnosis, verkörpert sie im „Traumschrecken“, dem Verirrtsein der Existenz in der Fremde einer verkehrten Welt. Kafka verstehen heißt, auf die eigene Art seines Erzählens zu achten.
Ihr Effekt, dass etwas Traumhaftes als etwas ganz Reales hingestellt wird und mit den Mitteln einer präzis klaren Sprache Gegenwart erhält, stellt den landläufigen Begriff von Erfahrung in Frage. Sobald wir anfangen zu lesen
geraten wir in einen Sog. Wir sind bereit, das Unmögliche als etwas Wirkliches zu akzeptieren. Die Erzählkunst Kafkas überzeugt uns, dass es etwas Unbegreifbares gibt, das zu jeder Zeit in unser Leben einbrechen kann, weil es stärker ist als das, was wir uns rational erklären können.
Unsere diesjährige Veranstaltung in der SommerUni wird die Werke Kafkas in einer Auswahllektüre vorstellen. Zu den Romanen Der Verschollene (Amerika-Roman), Der Process und Das Schloß ist die Vorführung von Filmausschnitten geplant. Bitte bringen Sie Ihre jeweiligen Kafka-Ausgaben mit.
Prof. Dr. Wiebrecht Ries
studierte Philosophie und Germanistik in Basel, Tübingen und Heidelberg. Seit 1978 Professor für Philosophie an der Leibniz Universität Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Philosophie; insbesondere Antike (Platon), Ästhetik der Moderne (Kafka) sowie Nietzsche.
Prof. Dr. Dr. Hinderk Emrich
studierte Medizin an der FU Berlin und arbeitete als Arzt in den Bereichen Psychiatrie und Neurologie. An der Medizinischen Hochschule Hannover beschäftigte er sich vor allem mit der Schizophrenieforschung. 1999 promovierte er in Philosophie.
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30159 Hannover