Durch die Entstehung zweier gleich großer Kirchen kam dem konfessionellen Faktor in der deutschen Geschichte seit der Reformation eine außerordentliche Bedeutung zu. Aufgrund des Augsburger Religionsfriedens von 1555 und des Westfälischen Friedens von 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, entstanden in Deutschland homogene Konfessionszonen, die erst in der Neuzeit durch Industrialisierung und Binnenwanderung sowie nach dem Zweiten Weltkrieg durch Flucht und Vertreibung aufgelockert wurden. Auch bei der Ausbildung des deutschen Parteienwesens im 19. Jahrhundert spielte der konfessionelle Faktor eine wichtige Rolle, wie das Beispiel der katholischen Zentrumspartei zeigt, die das politische Leben im Kaiserreich und in der Weimarer Republik mitbestimmte.
Dass konfessionelle Fragen in der Politik auch heute nicht ohne Bedeutung sind, zeigt die gegenwärtige Debatte über die Einführung des Reformationstages als staatlichen Feiertag in Niedersachsen.
Prof. Dr. Hans Georg Aschoff
studierte Geschichte, Philosophie, Anglistik und Pädagogik in Hannover und Clinton/N.Y. Er lehrte über 30 Jahre am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover; insbesondere in den Fachgebieten Neuere Geschichte und Kirchengeschichte.
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