Als Historiker, Jurist und engster politischer Berater der Kurfürstin Sophie erkannte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) früh die Aussicht des Hauses Hannover auf die englische Krone. So versuchte er geschickt, durch sein europaweites Netzwerk Einfluss auf die Erbfolge zu nehmen und war gar bereit, persönlich als Agent nach London zu reisen. Dass er dem Hof 1714 nicht nach Großbritannien folgen durfte, weil Georg I seiner „wandernden Enzyklopädie“ immer wieder (wenn auch vergeblich) Reiseverbote verhängte – war für Leibniz sicherlich eine große Enttäuschung.
Dennoch beeinflusste die Personalunion, die durch Leibnizens Mithilfe überhaupt erst zustandekam, sein Leben und Wirken nachhaltig: So erweist sich die Kronprinzessin Caroline von Wales, mit der Leibniz seit 1706 in reger Korrespondenz stand, als Leibniz’ Förderin und Kulturbotschafterin zwischen Hannover und London. Auf ihren Ansporn hin übt Leibniz Kritik an Newton – der Beginn eines heftigen Streits, der sich bis zu Leibnizens Tod erstreckt. Unermüdlich wirbt Caroline unter den englischen Geistlichen für Leibniz‘ Theodizee.
Allerdings soll König Georg I, als er am 27. Juli 1716 mit Leibniz im Leineschloss dinierte, bemerkt haben, dass der 70jährige „nicht so fröhlich sei wie früher“.
Der Überblicksvortrag beginnt mit Leibnizens Beiträgen zur englischen Sukzession und betrachtet sein Wirken der letzten drei Lebensjahre vor dem Hintergrund der Personalunion.
Prof. Dr. Wenchao Li
studierte Germanistik, Philosophie, Linguistik und Politik in Xi’an, Peking, Heidelberg und Berlin. Seit 2010 Inhaber der neugegründeten Leibniz-Stiftungsprofessur. Außerdem leitet er an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Edition der Politischen Schriften des globalen Denkers.
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